UTTARA

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Balaram und Nemai sind zwei lebensfrohe Männer, die im tiefsten Bengalen als Weichensteller und Bahnwärter arbeiten. In jeder freien Minute trainieren sie Ringkampf. Balarams Heirat mit der schönen Uttara, die er eines Tages von einer längeren Reise zu Verwandten mit zurück gebracht hat, führt zu Spannungen zwischen den beiden Freunden und dazu, dass ihre fast schon liebevollen Ringereien auf dem Hügel hinter den Bahngeleisen immer verbissenere Formen annehmen. Die friedliche Stimmung des Dorfes ist aber noch andersweitig getrübt: Ein paar Hindu-Fundamentalisten beschliessen, den christlichen Priester zu beseitigen. Er ist ihnen ein Dorn im Auge, denn er hat einen jungen Hindu-Waisen adoptiert und sorgt für ihn genauso wie für ein paar Landstreicher, die an seinem Tisch willkommen sind. Eines Tages steht seine Kapelle in Brand. Uttara möchte eingreifen, aber sie schafft es aus eigener Kraft nicht. Und ihre ringenden Männer lassen sich nicht ablenken von ihrem Spiel. Die Situation eskaliert...

Der Bengale Buddhadeb Dasgupta ist ein Poet, ob er Gedichte und Erzählungen schreibt oder Filme macht. In UTTARA regagiert er mit Poesie auf die Intoleranz, die in seiner Heimat wie an vielen anderen Orten dieser Welt tagtäglich in Religionskonflikten mündet und in Kriegen ausartet. Weil sein Ansatz ein poetischer ist, wirkt der Film trotz seines bedrückenden Themas schwebend leicht. Wie schafft Dasgupta das? Ganz einfach: Indem er von der Liebe erzählt und von der Freundschaft, indem er die Wirklichkeit aufbricht und in seinen traumhaft schön fotografierten Bildern und einer ausgeklügelten Tonspur Ahnungen von anderen Räumen der Existenz wahrnehmbar werden lässt.

Dasguptas Film hat trotz seinem direkten Bezug zum Alltag etwas ungemein Sanftes, in den Beziehungen zwischen den beiden Freunden, in der Figur der schönen Uttara, in den musizierenden Masken auch, die sich ab und an durchs Bild bewegen. Der Himmel ist dominant, die Menschen erscheinen oft als Konturen an der Nahtstelle zwischen Erde und Himmel, und Zwerge sind es, die von einer anderen Daseinsform künden. UTTARA ist ein aussergewöhnlicher Film, berührend gerade in seiner Einfachheit und befreiend im Überhöhen des Wirklichen. Es gibt nicht nur Bilder, wie man sie selten zu sehen bekommt, Dasgupta schafft auch eine Stimmung, in der Gereiztheit durch Sanftmut ausgeglichen wird. Nicht umsonst hat er für diese Inszenierung in Venedig den begehrten Regiepreis erhalten.
Walter Ruggle

Buch und Regie: Buddhadeb Dasgupta

Kamera: Asim Bose

Schnitt: Rabi Ranjan Maitra

Musik: Biswadep Dasgupta

Darsteller: Jaya Seal (Uttara), Tapas Pal (Nemai), Shankar Chakraborty (Balaram), R.I.Asad (Priester), Saurav Das (der Junge)

Indien 2000 - 99 Min.

Originalfassung (Bengali) mit deutschen Untertiteln

In Kooperation mit dem TRIGON-Verleih.


Filmfestival Venedig 2000: Preis für die beste Regie