Dunia

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Nach Abschluss ihrer Literaturstudien im pulsierenden Kairo möchte Dunia Tänzerin werden, wie ihre Mutter es war. Gleichzeitig ist die attraktive junge Frau fasziniert vom Sufismus und seiner Poesie. Als sie heiratet, geschieht dies mehr, weil ihr Verlobter Mamdouh ihr keine Ruhe lässt, nicht weil sie es wirklich will. Was Liebe und Zärtlichkeit bedeuten können, erfährt Dunia erst, als sie mit dem Schriftsteller Beshir das Vergnügen der Sinne kennenlernt und erlebt, wie eng dieses mit dem Vergnügen der Worte verknüpft ist. Intime Träume und sinnliche Zitate aus der Literatur klingen in Jocelyne Saabs traumwandlerisch zartem Film an und erzählen von einem Ägypten, das auf halbem Weg nach den ersehnten Idealen steckt. Und von einer Frau, die behutsam zu sich selber finden will und eine Wunde der Kindheit zu überwinden sucht, die nicht nur eine Wunde des Körpers ist.

«Das dominante Thema des Films ist das Verlangen, die Lust», meint die Autorin. Ihr Film erzähle die Geschichte einer jungen Frau, die ihre eigene Lust nicht ausleben könne. «Sie sucht mit allen Sinnen, in der Poesie, im Tanz, in der Musik, bei ihren Freundinnen und deren Erfahrungen.» Dunia sei eine Initiationsreise «und zwar so weit, bis die Protagonistin sich ihren eigenen Tabus stellt.» Das Tabuthema, über das nicht geredet werden darf, ist die weibliche Beschneidung, die von der Regisseurin auch als eine Beschneidung des Geistes verstanden wird.

DUNIA ist der dritte Spielfilm von Jocelyne Saab. Sie hat hier mit zwei hervorragenden Schauspielern gearbeitet, indem sie die weibliche und die männliche Hauptrolle mit Hanan Turk und Mohamed Mounir besetzte, zwei der ganz großen Stars im ägyptischen Kino. Saab will eine Diskussion in Gang bringen über das Frausein im arabischen Raum. Sie schafft nicht nur das: Weil sie die Frage nach dem, was Zärtlichkeit, Sinnlichkeit und liebevoller Umgang überhaupt sind, offen und sensibel stellt, lässt sich ihr Film weltweit lesen, verstehen und übertragen.

DUNIA Film sollte ursprünglich der ägyptischen Zensur zum Opfer fallen. Doch dank internationalen Protesten gab Präsident Hosni Mubarak persönlich den Film frei. Das Werk löste bei seiner Premiere beim internationalen Filmfestival Kairo heftige Kontroversen aus. Diese Umstände machen deutlich, wie hochaktuell und wichtig der Film für die arabische, jedoch auch für die westliche Welt ist.


Ägypten/Libanon/Frankreich 2005, 112 Min.

Buch und Regie: Jocelyn Saab

Kamera: Jacques Bouquin

Schnitt: Claude Reznik

Musik: Jean-Pierre Mas, Patrick Leygonie

Darsteller: Hanan Turk (Dunia), Mohamed Mounir (Beshir), Fathy Abdel Wahab (Mamdouh), Sawsan Badr, Khales El Sawi

Produktion: Catherine Dussart, Jocelyne Saab

Arabische Originalfassung mit deutschen Untertiteln


Filmfest Fribourg 2006: Publikumspreis